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Da kommt eine Ausstellung mit Namen "Voll der Osten" daher und man denkt sich: "Ach, schon wieder will ein Gymnasiast aus dem Ruhrgebiet seinen Mitmenschen erklären, wie das Leben in der DDR ablief..."


Stimmt aber nicht. Es sind echte Ossis, die ihre Fotos im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum darbieten. Mit 20 Tafeln, die rund 100 schwarz-weiße Fotos enthalten, ist die Wanderausstellung nun auch in Moers zu sehen.

Angekündigt wir die Galerie als "ungeschminkte Realität des DDR-Alltags", wobei einige Bilder durchaus auch im Ruhrgebiet (auch heute noch) entstanden sein könnten. Typisch allerdings das aussagekräftige Motiv mit dem Trabant im Müllcontainer. Keineswegs ein Einzelfall.

Gefördert von der "Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" sind die Fotos von Harald Hauswald bereits um die halbe Welt geschickt worden. Möglicherweise ist dort Wolf Biermann bekannter, als er in der DDR jemals war.
Die Bildgruppen enthalten jeweils ein zentrales Thema, das mit Texten von Stefan Wolle sachlich und treffend erläutert wird. So kann man lernen, daß es bereits damals in der DDR Polizeikontrollen gab, bei denen man den Personalausweis vorzeigen mußte. Also keine neue Erfindung. Auch die Renten waren oft noch geringer als das Einkommen eines aktiv Werktätigen. Wieviel die Ost-Mark im Preisvergleich wert war, wird allerding nicht recht deutlich.
Immerhin erscheinen die Bilder authentisch und die textlichen Ergänzungen der Autoren aus Halle und Radebeul bleiben erfrischend reell - anders als das, was heutige Fernsehsender zu verbreiten versuchen.

Ob mit zwei handvoll Fotos die "Aufarbeitung der SED-Diktatur" vollendet werden kann, darf bezweifelt werden.