Eine rein informatorische Veranstaltung bedeuteten die Schilderungen von Bahn und Bürgermeister zum Planungsfortschritt des Kamp-Lintforter Bahnanschlusses. Planung ZechenbahnDen etwa Hundert Zuhörern wurde im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung (§25/3, VwVfG NRW) eine etwas abgespeckte Version des vor sechs Jahren im Vorfeld der Landesgartenschau 2020 an gleicher Stelle präsentierten Bauvorhabens des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr geboten.

Das Publikum bestand hauptsächlich aus Anwohnen der angrenzenden Siedlung. Diese haben während der LaGa einige Züge im Testbetrieb erlebt. Damals wurde der Haltepunkt "Kamp-Lintfort Süd" benutzt, um Ausstellungsbesuchern den Verzicht auf das Auto schmackhaft zu machen. Seit 2021 erobert sich allerdings die Natur den extra erschaffenen Bahnsteig und das renovierte Bahngleis zurück.

Zweigel ProjektleiterMan konnte dem Diavortrag den vorgesehenen Verlauf der fortgesetzten Trasse über das ehemalige Zechengelände entnehmen. Vom südlichen Haltepunkt aus soll das derzeit am Nichts endende Gleis in leichtem Bogen bis an das Kino heran geführt werden. Dieser Verlauf ist entsteht wegen der Umfahrung von durch die Zeche belastetem Grund und den benötigten ausreichenden  Sichtverhältnissen für den Lokführer.  Dieser muß  die Fußgänger an den vier Übergangsmöglichkeiten zwischen den "Bahnhöfen" im Blick halten können. Ebenfalls auf Durchblick muß die Begrünung am Streckenrand ausgelegt werden. Hier sorgt die "Ökologische Baubegleitung" für Auflagen zur Ersatzaufforstung der baubedingt verlorengegangenen Bepflanzung und den Ausgleich von Flächenversiegelung.

Die Anwohner rechnen während der Durchfahrten des Zuges mit Lärmbelästigung durch Hupsignale an den Bahnübergängen, stellen sich aber vorab schon die Frage,  ob eine Verlängerung der Gleise um ein paar hundert Meter bis Stadtmitte überhaupt viel Sinn hat. "Wer plant denn im Erholungsgebiet, zwischen Kinderspielplatz und Parkplatz einen eine Bahntrasse?". Es wäre wohl auch denkbar, daß sich Fahrgäste vom Bereich Kino/EK3 bis zum "Bahnhof Süd" begeben und dort einsteigen. Diese Möglichkeit bestünde bereits jetzt, mit etwas Aufräumarbeit am Südbahnhof und ohne den Fördermittel beanspruchenden Neubau.

Auf Nachfrage zur Ausstattung des Zentral-Bahnhofes wurde die Lage des vom VRR benötigten zweiten Gleises zum Abstellen von Zügen beschrieben. Die 1.80 Meter über Boden liegende Einstiegsplattform wird per Treppe oder die Rampe für Behinderte erreichbar sein. Die erstaunten Besucher hörten aber auch: "Eine Toilette wurde vom Auftraggeber VRR nicht bestellt." Damit gibt es am Hauptbahnhof zumindest eine Überdachung als Schutz bei Regenwetter und Schatten bei Sonnenschein. Aber die bürgerliche Idee,  außer einer Toilette auch einen Getränkeautomaten oder gar die Möglichkeit eines Fahrkartenverkaufs einzurichten, schien dann durchaus überraschend. 

BGM LandscheidtBürgermeister Christoph Landscheidt zieht hier bereits den Strich unter die Diskussion: "Die Frage, ob ja oder nein ist längst erledigt. Die Bahnstrecke ist hoch attraktiv und die Hochschule Rhein-Waal dringend darauf angewiesen." Wenn es die Stadt irgendwie umsetzen kann, wäre vielleicht im Zuwegungsbereich zwischen Modepalast, Kino und Parkplatz noch Fläche für Verkaufsmöglichkeiten vorhanden. "Man kann aber kein Café aufmachen, wenn man keinen Betreiber hat." meint Bürgermeister Landscheidt. "Primär ist erstmal der Bahnanschluß. Wenn sich im Rahmen der vorhandenen Steuermittel noch Extras ergeben, wäre das eine weitere Verbesserung des Vorhabens."

Es geht also nur hier und da um das "wie?". Wie werden die KFZ-Stellplätze umgestaltet, damit Besucher, Pendler und Anwohner ihre Fahrzeuge ordnungsgemäß abstellen können? Wie wird man mit den derzeit häufig abgestellten LKW und Anhänger umgehen?

Vor sechs Jahren hatte die Bahn bereits einen ausführlichen Fahrplan vorgestellt, der nach erfolgreichem LaGa-Testbetrieb in Kraft treten sollte. Die jetzt dargestellte Taktung sieht eine An- und eine Abfahrt pro Stunde vor.  Ob der Stundentakt hier zum Zug kommt, wird wohl erst der weitere Testbetrieb zeigen. Man rechnet mit 2000 Fahrgästen pro Tag zwischen Kamp-Lintfort und Moers bzw. Duisburg. Hier ist mit dem Bus-Betreiber NIAG der Fahrplan für Umsteigemöglichkeiten abzustimmen.

Auf die ehemals angedachte Wohnbebauung mit einer handvoll Einfamilienhäuser und einem entsprechenden Zufahrtsweg wurde nicht eingegangen. Der Vortrag bezog sich nur auf die Reaktivierung der Niederrheinbahn. Bürgerhinweise will man nach Düsseldorf weiterleiten. Ob damit die für Sommer 2025 beginnende Planfeststellung noch beeinflußt wird, ist fraglich. Geplant ist, die Bauumsetzung im zweiten Quartal 2026 beginnen zu lassen. Das spannende Ziel der Betriebsaufnahme lautet: Dezember 2026!